Hier wieder meine monatliche Karikatur.
Ein Tag mit Gudrun, einer Jungfrausonne
Gudrun steht auf, um sich zu waschen. Hygiene ist das halbe Leben und der beste Schutz, um die Gesundheit zu
erhalten. Sie wäscht sich mit einer Spezialseife, die sie in einem Reformhaus erstanden hat und der Aufdruck -klinisch erprobt- gibt ihr Sicherheit
.
Voll desodoriert macht sie sich nun auf den Weg zum Arbeitsamt, wo sie als beamtete Sachbearbeiterin der Stellenvermittlung tätig ist. Frühstücken will sie erst dort, zumal sie eine neue Diät zusammen mit ihren Kolleginnen erproben möchte. Sie muss sie allerdings noch pädagogisch überzeugen. Pädagogik lag ihr schon immer und der Lehrberuf wäre auch etwas für sie gewesen.
Sie fährt mit dem Bus aus Sparsamkeitsgründen und weil der neuerdings im Vergleich zur U-Bahn bessere Werte in der Unfallstatistik aufweist.
Skeptisch beobachtet sie ihre Mitreisenden im Bus. Ihrer genauen Beobachtungsgabe entgeht nicht, dass sich da vorn ein Mann neben dem Nichtraucherschild eine Zigarette anzündet. Jüngste Statistiken sprechen eine klare Sprache und geben ihr die Legimation, belehrend zu warnen.
Der Raucher, sicherlich ein Skorpion, genießt es sichtlich sie zu ärgern, doch scheitert er an dem vernünftigen Rückzug unserer Jungfrau. Bei so viel Unvernunft fühlt sie sich machtlos.
Im Büro angekommen, gilt ihr erster Handgriff dem Staubtuch. Entsetzt muss sie feststellen, dass der Satz frischgespitzter Bleistifte durch die neue Widdermitarbeiterin in Unordnung gebracht wurde.
Dann holt sie sich die erste Akte. Die Sachlage ist durch die Verwaltungsvorschrift genau erfasst, was Gudrun sichtlich erleichtert. Schwieriger wird es, wenn es einen Ermessensspielraum gibt.
Wenn Gudrun sich im Detail verirrt hat und vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sieht, hilft ihr Herr Stock, ein aufstrebender Steinbock, die große Ordnung wiederherzustellen. Unter ihm fühlt sie sich sicher.
Der nächste Besucher ist ein Herr Schleier, ein Fisch, der auf der Suche nach einer Arbeitsstelle ist. Alle Vorschläge Gudruns scheitern leider an dem verträumten Weltbild des Herrn. Schließlich gibt sie auf.
Sie will ihm, um ihn aufzumuntern, Karten für ein politisches Kabarett schenken. Der kann sich zwar nichts Schrecklicheres als satirisches Kabarett vorstellen, ist aber von so viel Mitgefühl gerührt und schlägt vor, gemeinsam dort hinzugehen. Eigentlich wollte Gudrun heute abend nach Vorlage handarbeiten, aber sie verabredet sich doch mit ihm um 19.30 Uhr.
Pünktlich erscheint sie am Treffpunkt. Sie ist schon etwas unwirsch, als Herr Schleier um 20Uhr eintrifft. Der hatte die Verabredung fast vergessen, da er mit einem alten Freund etwas trinken war.
Doch Gudrun erholt sich bei dem kritischen Wortspiel des Kabaretts recht schnell. Herrn Schleier ist das alles viel zu nüchtern. Er freut sich eher, für Gudruns Wohl leiden zu dürfen. Als sie jedoch vorschlägt, hinterher noch darüber zu diskutieren, ist er am Ende seiner Kräfte. Er zieht die Künstlerkneipen vor oder einfach die Stille seiner Wohnung.
So verabschieden sie sich und Gudrun freut sich auf ihr Tagebuch. Hat sie doch Wundersames heute erlebt, was präzise festgehalten werden möchte. Danach begibt sie sich zu Bett, muss sie doch für die Akte 1543/ 28 neue Kraft sammeln.
Beim Schreiben habe ich gemerkt, wie schwer mir das Bild der Jungfrau gefallen ist. Habe ich doch keinen Planeten in der Jungfrau oder im 6. Haus, dafür aber Mutter, Mann und Sohn, die umso mehr haben. So konnte ich mir wenigstens etwas Frust von der Seele schreiben, wenngleich ich die erlösten Seiten wie Verantwortlichkeit, Arbeitseifer, Treue, Pünktlichkeit sehr schätze, wie Ihr sie, liebe Sonnenwende und Bluemoon deutlich vertretet. Ich lese Eure Berichte mit großer Freude und Genuss, da sie so lebendig ,klar und gut verständlich sind!!!!!
Liebe Grüße
Margret