Die 4. –10. Haus Achse
Mir hilft es beim empfinden des symbolischen Gehaltes eines astrologischen Zeichens, Hauses, oder Planeten immer mir die jeweilige Achse vorzustellen.
Die Achse 4.-10. bewegt sich im Spannungsfeld der Themen des Privaten (4) und des Öffentlichen (10).
Beide kardinalen Feldern sind Bereiche, in denen wir durch Gebären gestalten.
Im 4. Haus voranging körperlich und seelisch.
Im 10. Haus eher abstrakt und geistig.
Im 4. Haus finden all die Prozesse des Kindseins, der symbiotischen Verbindung und Abhängigkeit von der Mutter und ihrer schützenden Wärme statt und Fragen nach Herkunft, familiären Wurzeln, Traditionen, sowie dem Gemüt und der eigenen Seelentiefe sind hier verankert.
Das 10. Haus hingegen verlangt nach gesellschaftlicher Relevanz und Anerkennung, nach herausragenden Positionen, Leistung, Popularität und ist insgesamt auf das nach außen gerichtete Wirken im öffentlichen Bereich fixiert.
Das Bild des Baumes der gesunde tiefe Wurzeln (4. Haus) braucht um eine imposante Krone (10.Haus) zu bilden, gefällt mir in diesem Zusammenhang immer sehr und beschreibt eindrücklich, wie wichtig es ist, dass beide Bereiche gleichermaßen wirksam werden, da sie einander bedingen.
Ohne Verwurzelung hat kein Baum eine Standfestigkeit und kann vor allem keine Nährstoffe aufnehmen, die ihn versorgen und wachsen lassen. Und ohne eine gesunde Krone, die durch ihre vielen Blätter die lebenswichtige Photosynthese ermöglicht, würde jede Wurzel verfaulen und absterben.
Der Weg vom 4. zum 10. Haus zeigt also die Notwendigkeit an, peu a peu den Mut zu fassen, sich aus der behüteten, schützbietenden Ebene des bodennahen Nestes in die luftigen, kühlen und nüchternen Höhen des Himmels zu bewegen. Im Märchen ist das oft der Jüngling, der aus dem Schutz des Elternhauses in die Welt zieht, um sich dort zu beweisen und mit Ruhm und Ehre nach Hause zurückzukehren.
Die Aufgabe besteht darin, die Verantwortung (10.Haus) für sich selbst zu übernehmen, eigene Entscheidungen zu treffen und aufrichtig und in aller Öffentlichkeit zu ihnen zu stehen. Es geht bei diesem Prozess keineswegs darum, sein Bedürfnis nach Familie und Privatleben zu verdrängen, sondern vielmehr darum es sich so sehr bewusst zu machen, dass es auf einer bewussteren Ebene den Weg zur „Ganzheit“, nämlich zur Vervollkommnung mit dem „Gegenthema“ vereinigt.
Es geht nicht um ein „Entweder- Oder Prinzip“ sondern um das „sowohl als auch“.
Im Gipfelpunkt der Verschmelzung der Gegensätze entfaltet sich die volle Stärke des Menschen.
Ein ZEN Meister beschrieb es so.
„....Dann wirst du dich in der Öffentlichkeit immer genauso natürlich bewegen, wie du dies in deinen Privaträumen tust, und dich im Privatbereich ebenso bewusst verhalten, als wärest du den Blicken der Gesellschaft ausgeliefert...“
Umgekehrt führt der Weg in die Mitte aus der Richtung vom 10. ins 4. Haus darüber, sich von den unpersönlichen, gesellschaftlichen Normen und Abhängigkeiten hin zum persönlichen, privaten zu entwickeln. Hin zu den eigenen Bedürfnissen, die nach Intimität und führsorglichem Miteinander im familiären Rahmen führt.
Das ist ein Wagnis und setzt ebenfalls Erkennen voraus. Meines Erachtens der schwierigere Weg, da gesellschaftliche Anerkennung und das Streben danach bis zur Erschöpfung und die Vernachlässigung des Privatlebens für „richtig“ erachtet wird, da dieses Verhalten mit viel Anerkennung und Prestige verbunden ist. Um etwas dazustellen wird auf ein erfülltes Familienleben verzichtet. Die Folge ist eine Vereinsamung der Menschen, das Zerbrechen familiärer Strukturen und ein dramatischer Rückgang der Geburtenzahlen, wie wir es derzeit in unserer Gesellschaft erleben.
Aus beiden Richtungen gilt es, die Angst zu überwinden, sich in das unbekannte Terrain vorzuwagen.
Natürlich fällt es dem jeweiligen „Gegentypen“ viel leichter, die Themen seines angestammten Hauses zu verkörpern und umzusetzen, aber es tut der nüchternen, kalten Karrierewelt sehr gut, Impulse von subjektiv und emotional agierenden Typen zu erfahren, wie es wohltuend sein kann, im Reich der familiären Verstickungen Klarheit und Sachlichkeit durch den Gegenpool zu erleben.
Aus dem 10. Haus kommend, können wir lernen, schrittweise zu unserem Vermögen abstrakt zu denken, auch das „Bauchgefühl“ zuzulassen und die Existenz von Zyklen zu empfinden und zu berücksichtigen.
Aus dem 4. Haus kommend ist es ein wichtiger Schritt, die eigene emotionale Sicht und Bewertung der Dinge durch Objektivierung und ein wenig Distanz zu sich selbst und den persönlichen Bedürfnissen zu erlernen.
Dann werden beide Polle den Weg in die Mitte finden und sich ihrer größtmöglichen Entfaltung zuwenden können.
Liebe Grüße
sonnenwende