Hallo alle miteinander,
der Mond, dem Tierkreiszeichen Krebs zugeordnet, wird in der klassischen Astrologie seit alters her als eines der beiden „großen Lichter“ bezeichnet. Zusammen mit der Sonne – die das andere „große Licht“ darstellt, stand er in der alten Zuordnung ganz oben und nur diese beiden regierten jeder lediglich ein Tierkreiszeichen, während die übrigen Planeten je für zwei Tierkreiszeichen „zuständig“ waren.
Der Mond ist das Seelenlicht das unsere Gefühlswelt beleuchtet – ihn wollen wir uns in der Zeit des Krebses näher anschauen.
Rotkäppchen und der Wolf – ein Mondmärchen
Rotkäppchen und der Wolf von den Gebrüdern Grimm kennt sicher beinahe jeder.
Ich finde, das Märchen beinhaltet einiges an Mondsymbolik und den damit verbundenen Veränderungen, die der Mensch in seinem Verhältnis zu den Seelenkräften vollzogen hat.
Daher hier meine Interpretation.
Vor allem die drei Phasen des Mondes werden deutlich: Der volle, reife Mond (die Mutter), der dunkle Altmond (die Großmutter) und schließlich der junge, neu erstandene Mond (das Rotkäppchen selbst). Die noch leere Mondschale (Körbchen) des - höchste Aufnahmefähigkeit besitzenden - Neu- und zunehmenden Mondes die gefüllt werden will mit Nährendem (Kuchen und Wein), wer könnte das besser besorgen, als der volle Mond, der die größte Fülle ausstrahlt und besitzt. Hingegen der Altmond hat alles was er hatte abgegeben und braucht in der Zurückgezogenheit (die Großmutter draußen im Wald, in ihrem (Mond-) Haus krank zu Bett liegend) die Erneuerung.
Der junge Neumond (Rotkäppchen) begegnet auf seinem Weg zum Altmond (Großmutter) seiner archaischen Seite in Form eines sehr alten Mondtieres – dem Wolf. Im Wald – hier beginnt die dunkle Seite des Mondes – regt sich die eigene, tiefe innere Stimme „aus dem Bauch“ heraus, die noch andere Wege und Bedürfnisse kennt als nur das vordergründig Gute und Helle. Die unbestimmte und unerklärliche, daher gefährliche Welt der Gefühle und inneren Regungen tritt hervor: Der Wolf erscheint und verführt das Rotkäppchen, unter dem Vorwand es solle doch Blumen für die Großmutter pflücken, immer tiefer in diese unbekannte (Seelen-)Welt (Wald) vorzudringen. Der junge Mond (Rotkäppchen) findet Gefallen daran, auch diesem Teil seines Wesens nachzugehen und ihn kennen zu lernen.
Es gab Zeiten, da glaubte man, ein großer Wolf (in manchen Kulturen war es ein Drache) fresse am Himmel den Mond und es seien Rituale nötig, um ihn dazu zu veranlassen, diesen wieder hervorkommen zu lassen. So tut auch der Wolf im Märchen das, was von ihm nicht anders erwartet wird und frisst den Altmond (Großmutter). Da dies einerseits dem Rückzug des Altmondes entspricht und andererseits der Wolf für die dunkle und somit gefährliche, böse Seite (des Mondes) steht, legt er sich natürlich anschließend ins Bett der Großmutter um das arme Rotkäppchen zu täuschen. Andererseits MUSS der Wolf das Rotkäppchen ja schließlich fressen, da – nach altem Glauben – er als Himmelswolf den gefressenen Altmond nach kurzer Phase der Dunkelheit wieder als Neumond ausspeit. Rituale um dies herbei zu führen, sind freilich hier nicht vorgesehen – die Wicca/Hexe steht im Märchen eben nicht für die gute Seite.
So endet der alte Glaube auch an dieser Stelle und die moderne Wissenschaft (Jäger) wird zum Geburtshelfer – dem Wolf wird der Bauch aufgeschnitten. Heraus kommt nun tatsächlich nicht nur das Rotkäppchen (Neumond), sondern auch die Großmutter (Altmond). Es findet also keine Transformation mehr statt, sondern es geht linear weiter: Die moderne Erkenntnis, dass es immer nur der EINE Mond ist, der für uns sichtbar lediglich anders angestrahlt wird, nimmt dem alten Glauben die Macht. Der Wolf (die Tiefen der Seele) bezahlt dann auch folgerichtig mit seinem Leben. Diese Kräfte sind unerwünscht und gelten fortan als besiegt – versteinert werden sie ihm in den Bauch gepackt und er stürzt sich an der Last zu Tode.
Das Rotkäppchen (Neumond) und die Großmutter (Altmond) können sich Kuchen und Wein nun endlich schmecken lassen. Doch es ist nicht die Mutter (Vollmond) als Dritte im Bunde, die Anteil nimmt, sondern der Jäger, welcher dem Wolf den Pelz abzieht und seine eigene Macht mit dieser Trophäe besiegelt.
Der weibliche Kraftkreis wird durchbrochen und mitsamt der neuen männlichen Macht (Jäger) sind nur noch der junge, reine Neumond – den es auch vor sich selbst zu schützen gilt – (Rotkäppchen) und der kränkelnde, bedürftige Altmond – der sich selbst und andere nicht mehr schützen kann (Großmutter) zugelassen. Beide werden der Macht des Jägers nicht gefährlich – vielmehr bedürfen sie seiner.
Der mächtige Vollmond aber (Mutter), der alle Mondkräfte in sich birgt und in seiner Fülle richtig zu geben und einzusetzen weiß, ist von nun an suspekt und kommt „zur Sicherheit“ gar nicht mehr vor.
In meiner Vorstellung endet das Märchen anders:
Rotkäppchen, Mutter, Großmutter und der Jäger sitzen alle vier zusammen beim Mahl und bilden ein heilsames Ganzes.
Der Wolf aber ist nichts weiter als ein Tier, das ab und zu den Mond anheult...
bluemoon