„Ich werde so hart wie die Wahrheit sein und so kompromisslos wie die Gerechtigkeit. Ich möchte keine Milde walten lassen.“
William Lloyd Garisson
Hallo liebe Leser,
nachdem Pluto bereits in der Waage ein kleines Gastspiel in einem „Zwei-Personen Stück“ mit Venus gegeben hat, steht er nun erst einmal allein auf der Bühne – Spot an!
Aber halt! Da ist ja noch jemand...
Die Bühne ist düster. Apparaturen stehen überall herum, Versuchsaufbauten, Bücher, ein Pult.
Das schemenhafte Licht einer Kerze, das mehr im Schatten birgt als es erhellt. Dazwischen eine Person. Grau-braun gekleidet, blass, hager, die Schreibfeder in der Hand und die Züge in angespanntem Zweifel. Auf einmal Rauch hinter dem Ofen, blitzendes Licht im Raum – und er erscheint...!
Faust und Mephisto – der skorpionische Mensch und der plutonische Geist.
Auszugsweise der Dialog der ersten Begegnung:
Faust:
Wie nennst du dich?
Mephistopheles:
Die Frage scheint mir klein
Für einen, der das Wort so sehr verachtet,
Der, weit entfernt von allem Schein,
Nur in der Wesen Tiefe trachtet.
Faust:
Bei euch, ihr Herrn, kann man das Wesen
Gewöhnlich aus dem Namen lesen,
Wo es sich allzu deutlich weist,
Wenn man euch Fliegengott, Verderber, Lügner heißt.
Nun gut, wer bist du denn?
Mephistopheles:
Ein Teil von jener Kraft, Die stets das Böse will und stets das Gute schafft.
Faust:
Was ist mit diesem Rätselwort gemeint?
Mephistopheles:
Ich bin der Geist, der stets verneint!
Und das mit Recht; denn alles, was entsteht,
Ist wert, dass es zugrunde geht;
Drum besser wär's, dass nichts entstünde.
So ist denn alles, was ihr Sünde,
Zerstörung, kurz, das Böse nennt,
Mein eigentliches Element.
Mephisto, Pluto – wenig zugeneigt machen diese Worte, solche Darstellung und doch geht Faszination davon aus...
Seit es Menschen gibt, sehr lange bevor Pluto selbst am Himmel entdeckt wurde, ist seine Kraft bekannt. Teufel, Satan sind seit alters her Namen für den verführenden Geist der die Seelen an sich bindet und vermeintlich ins Verderben zwingt. Ihm wurde bald alles angelastet, was unbequem war und nicht den Zielen der Obrigkeit diente. Doch damit lieferte diese Obrigkeit sich ihm auch aus – denn Macht, das teuflische Geschenk in diesem Pakt, gibt es nur gegen Opfer. Das Opfer aber waren sie selbst, indem alles was verteufelt wurde sie nun selber peinigte...!
Doch es gibt auch noch andere Namen für Pluto: Hephaistos, der griechische Gott der Unterwelt, welcher über die größten Schätze in der Tiefe der Erde – dem Hades - verfügt, der hässliche Gatte der Persephone, der mit ihr zusammen den „Stirb und Werde“- Prozess in der Natur darstellt. Bei den Germanen ist es die weibliche Göttin Hel (von ihrem Namen ist „Hölle“ abgeleitet und im Märchen erscheint sie als „Frau Holle“ oder „Frau Hulda“), die über das Totenreich wacht, für die Götter aber stets eine Kiste mit Äpfeln (Symbol der Fruchtbarkeit und der Verführung) bereit hält die ihnen – täglich genossen - die Lebenskraft sichern sollen.
Luzifer ist ein weiterer Name, der „Lichtbringer“ bedeutet. In Schweden wird jedes Jahr am 13. Dezember das Fest der heiligen Luzia gefeiert. Dabei trägt die älteste Tochter der Familie einen Lichterkranz mit Kerzen auf dem Kopf und bringt den übrigen Familienmitgliedern das Frühstück ans Bett.
Hier zeigt sich eine andere Seite von Pluto. Zunächst einmal wird Pluto tatsächlich als eine weibliche Kraft betrachtet, die den Fortbestand der Sippe sichert – wie die älteste Tochter einer Familie, die diese durch Fruchtbarkeit nährt und am Leben erhält...das damit verbundene Licht kommt zur Zeit der tiefsten Dunkelheit.
Eine weibliche fruchtbare Kraft? Lichtbringer? Wo er doch so düster daher kommt...!
Dass Pluto in Form des Teufels Verderben bringt, ist wohl eine Erfindung des Menschen, der an seinem Status Quo festhalten möchte. Pluto freilich hat anderes im Sinn: Er will die Wandlung. Dort wo der Mensch nicht „echt“ ist, fixen Ideen anhängt, wo Bestehendes „alt“ geworden ist und kein Leben mehr in sich trägt sagt er: „Lass’ das Bisherige sterben, werde aufrichtig mit dir, wandle dich zu deiner eigenen Natur hin und öffne dich wieder dem Leben!“ Meist wehren wir uns gegen diese Umwälzung in unserem Leben, denn tatsächlich ist sie in aller Regel von schwer anzunehmender Art. Was folgt ist die Krise und wir wähnen uns vielleicht tatsächlich in der Hölle.
Wer hier stecken bleibt, verfällt nur allzu leicht tatsächlich seinem inneren Teufel!
Was bringt uns aber wieder auf die „göttliche Seite“? Das Zauberwort heißt Loslassen. Sich auf die Kräfte der Tiefe einlassen und darauf vertrauen, dass das sprichwörtliche „Licht am Ende des Tunnels“ auch wirklich kommt.
Ist dieser Prozess gelungen, wird es hell und strahlend. Pluto hat uns aus unseren eigenen Tiefen reich beschenkt. Und unser Opfer? In unseren Hades hinab gestiegen zu sein, um dem Schatten in uns kompromisslos zu begegnen.
Pluto erscheint destruktiv, aber nur um in Wahrhaftigkeit den Samen neuen Lebens zu legen.
Viele Grüße
bluemoon