Zu Beginn des Jahres 1818 erschien einer der großen Klassiker der Literatur, der Roman „Frankenstein oder der moderne Prometheus“ der englischen Schriftstellerin Mary Shelley. Bis heute hat diese Geschichte nichts an Strahlkraft verloren. Der Mythos ist auch heute noch lebendig und bringt die Menschen zum Gruseln. Dabei ist die Geschichte nicht nur eine Horrorstory, sondern auch tragisch. Kein Wunder, befinden wir uns doch 1818 mitten im Zeitalter der Romantik, deren Hauptmotive Sehnsucht und Liebe sich mit einem anderen Hauptmotiv, dem Unheimlichen, in der Geschichte des Frankenstein auf einzigartige Weise verbinden.
Das Erscheinungsdatum des Romans, der 1.1.1818, eröffnet aus astrologischer Sicht einen hervorragenden Blick auf die mundane Zeitqualität. Uranus und Neptun, große epochale Kräfte, stehen in Konjunktion im Schützen. Die Welt befindet sich zum damaligen Zeitpunkt mitten im Zeitenwandel.
Der Mensch wächst in seinen Erkenntnismöglichkeiten und wird damit auch zu vielem fähig. Vieles davon drückt sich in der Figur des Wissenschaftlers Viktor Frankenstein aus, der wie wahnsinnig daran arbeitet, ein künstliches Lebewesen zu schaffen. Es soll ein moderner Prometheus werden. Der antike Mythos steht in der Moderne für die Befreiung des Menschen aus der Unwissenheit und religiöser Unterdrückung. Prometheus ist ein Rebell. Uranischer könnte eine Figur nicht sein. Er steht für den wissenschaftlichen und technischen Fortschritt und die zunehmende Herrschaft des Menschen über die Natur.
Auch Jupiter und die Venus stehen in dieser Planetenballung im Schützen. Mit der Venus und dem Jupiter ist der Mythos in der schöngeistigen Welt angekommen und wird von Shelley künstlerisch und entsprechend der Romantik auch sehnsüchtig und überhöht dargestellt.
Die Geschichte ist das Ergebnis einer gruseligen Nacht in einer Villa am Genfer See im Sommer 1816. Das Jahr 1816 ist in die Geschichte eingegangen als das Jahr ohne Sommer. Der indonesische Vulkan Tambora war ausgebrochen, und seine Aschewolken legten sich wie ein Schleier über den Erdball. Die Sonne hatte keine Kraft. So war auch die Nacht am Genfer See ungewöhnlich kalt und windig. Die anwesenden Dichter waren zu einem Wettstreit aufgerufen: Wer schreibt die unheimlichste Geschichte?
Die damals 19-jährige Mary Shelley schrieb in dieser Nacht ihren ersten Roman und erschuf damit den Mythos. Shelley war die Frau des ebenso gefeierten wie auch skandalumwitterten Dichterfürsten Lord Byron und wurde mit ihrem Buch weltberühmt. In ihrer Radix steht ihr Geburtsherrscher, der Mond im Schützen im engen Sextil zum Pluto. Intensive Gefühle scheinen sie angetrieben zu haben, die ihren Ausdruck in der Literatur fanden. Pluto steht zudem am MC und hat diesen Antrieb zur Berufung werden lassen. Doch Pluto steht auch in Opposition zum Mars – ein mächtiges Energiepotenzial für Shelley, dessen Ausdruck die Horrorfigur ist. Treffender könnte sich diese Konstellation nicht manifestieren.
Mary Shelley war für die damalige Zeit eine sehr moderne Frau und hatte schon mit 17 den damals noch verheirateten Dichter Percy Shelley kennen und lieben gelernt. Beide führten ein für die damalige Zeit recht unkonventionelles Leben. Es gab erhebliche Widerstände gegen die Beziehung. Mit der Sonne/Uranus-Konjunktion ist Shelley eine ungewöhnliche Frau, die zu provozieren weiß, denn die Sonne steht auch in Konjunktion zu Mars. Ihr Leben ist genauso ungewöhnlich wie ihre literarische Arbeit und geradezu visionär. Liest man den Roman heute wieder, erkennt man auch die Warnung, die in der Tragik dieser Geschichte verfasst ist: Treibt es nicht zu weit mit den wissenschaftlichen Möglichkeiten, seid nicht allmächtig und rüttelt nicht an den Grundfesten der Schöpfung. Andernfalls können sich die Konsequenzen dieser Taten gegen euch selbst richten.