Neues aus der Astro-Welt - Newsletter - Mai 2018

Die Astrologie kann uns die blinden Flecken unserer Persönlichkeit näherbringen. In der Auseinandersetzung mit dem eigenen Horoskop oder der Deutung durch einen Astrologen sehen wir uns mit verschiedenen astrologischen Faktoren konfrontiert, die eine Brücke zum besseren Verständnis der Fehleinschätzungen über uns selbst darstellen und regelrecht eine Befreiung sein können.

Blinde Flecken liegen im Schatten unserer Wahrnehmung. Auch wenn wir meinen, uns noch so gut zu kennen, kann nur ein anderer sie entdecken. Erst die Auseinandersetzung mit dem Gegenüber macht uns verletzlich. Wir spüren, dass der andere mehr über uns weiß als wir selbst. Es gehört Vertrauen dazu, diese Erfahrung zuzulassen. In der Spiegelung liegt eine Offenbarung. Wir werden mit etwas konfrontiert, das wir als uns nicht zugehörig betrachtet haben. Dies kann Entgeisterung, Empörung oder zumindest Überraschung auslösen. „So siehst du mich also“, heißt es dann.

Wir kennen dies aus den besonderen Begegnungen im Leben. Im positiven Sinne können wir überrascht werden, wenn jemand uns eine schöne Eigenschaft offenbart, die wir bei uns selbst niemals erwartet hätten. Es kann sein, dass wahre Fähigkeiten als blinde Flecken verborgen sind, weil mit ihrer Verneinung in der Kindheit und Jugend besser zurechtgekommen sind. Einmalig und unverwechselbar zu sein, fällt uns gerade in dieser Zeit sehr schwer, denn wir wollen uns zugehörig fühlen und passen uns an – erst an die Familie, dann an die Clique, an die Gruppen in der Schule, bei denen wir dabei sein wollen. Die Enthüllung eines blinden Flecks kann uns zumindest von manchen Fehleinschätzungen befreien. In der liebevollen Spiegelung liegt eine große verändernde Kraft, die meist zu unserem Vorteil ist.

Blinde Flecken führen oft zu einer unrealistischen Einschätzung der Selbstwahrnehmung. Situationen werden dann falsch eingeschätzt. Man verhält sich sonderbar und entgegen der Logik. Die blinden Flecken sind meist nicht gut für unser Selbstwertgefühl. Wir können die Konfrontation mit dem anderen als Angriff empfinden. Nur wenn wir mit uns im Einklang sind, sind wir Kritik gegenüber aufgeschlossen und neugierig darauf, dass die eigenen Schwachstellen ein Fenster in die Abstellkammern unseres Selbst öffnen können. Dazu gehört vor allem Vertrauen in den anderen, wie es in guten Beziehungen herrscht, oder therapeutisches Geschick in der Gesprächsführung.

Ich möchte an dieser Stelle auf die Lilith und ihre besondere Bedeutung im Horoskop bei diesem Thema eingehen. Schon in der Mythologie war Lilith ein Schattenwesen, zugleich aber auch schön und verführerisch. Sie stand für den Tabubruch, war eine, wie man heute sagen würde, starke Frau und verließ das Paradies, in das sie nicht mehr zurückkehrte. Sie blieb zeitlebens die Herrscherin der Nacht.
Die Astrologie folgt in ihrer Mehrheitsmeinung der Einschätzung, dass Lilith den erdfernsten Punkt auf der Umlaufbahn des Mondes repräsentiert, das sogenannte Apogäum. Die Herleitung ihrer Deutung passt gut zum Thema „blinde Flecken“. In der astrologischen Deutung bringen wir Lilith mit den Themen des Mondes in Zusammenhang, denn selbstverständlich hat sie als Teil der Mondbahn eine lunare Bedeutung. Allerdings eine, die deutlich geschwächt ist, da sie einerseits Mond-Apogäum und andererseits am weitesten von der Erde und damit auch von uns entfernt ist. Im Zentrum steht also die Frage, wo wir den Mond nur wenig spüren und kaum mit ihm in Verbindung stehen. In der Konfrontation mit dem anderen, in der Spiegelung wirken Liliths Kräfte ganz besonders stark. Wir sind dann ganz allein mit uns und unserem Schattenwesen. Wir empfinden keine Zugehörigkeit mehr, alte Sicherheiten lösen sich auf und wir tauchen in ungewisses und bedrohliches Fahrwasser ein.

Der Weg der Lilith hält zwei Seiten bereit. Eine unerlöste und eine erlöste Seite. Schaffen wir es nicht, uns mit den zunächst bedrohlichen Kräften auseinanderzusetzen, erleben wir Lilith als Verlust, Unterdrückung, Einsamkeit, Leere, Sucht und vor allem als Machtkampf mit dem, der uns spiegelt.

Doch die Lilith wäre nicht sie selbst, wenn sie nicht auch eine ungeheure Kraftquelle darstellen würde. Haben wir die Unsicherheit überstanden, werden wir durch Lilith stärker. Dort also, wo sich das Apogäum des Mondes befindet, werden wir von Gefühlen und den Einflüssen der Umgebung unabhängiger und können uns wirklich frei fühlen. Erlöst trägt Lilith zur Ganzwerdung des Menschen bei. Hier liegt die große verändernde Kraft der Lilith. Deshalb wird ihr Aufkommen in der Astrologie auch mit dem Anfang der Frauenbewegung in Zusammenhang gebracht. Sie stellt eine große emanzipatorische Kraft dar und befreit uns von langlebigen Fehleinschätzungen unserer Persönlichkeit, sowohl bei der Frau als auch beim Mann. Sie ist der Schlüssel zur Auseinandersetzung mit unseren blinden Flecken.