Neues aus der Astro-Welt - Newsletter - Dezember 2019

Im letzten Teil unserer Serie haben wir den wachsenden Einfluss der Psychologie auf die Entwicklung der Astrologie im 20. Jahrhundert anhand der Erkenntnisse von C.G. Jung dargelegt. Sein Werk und Schaffen sind der zentrale Referenzrahmen für die Weiterentwicklung der Astrologie im vergangenen Jahrhundert.

Aufgrund ihres Verbots während des Nationalsozialismus lag die Astrologie in Deutschland nach 1945 erneut am Boden. Immerhin war es 1947 jedoch möglich, den Deutschen Astrologen-Verband (DAV) zu gründen.

Die wichtigste Figur einer kritisch orientierten Astrologie im Nachkriegsdeutschland ist Thomas Ring (1892-1983). Thomas Ring war eine schillernde und vielseitige Persönlichkeit, war er doch nicht nur Astrologe, sondern auch Psychologe, Maler und Dichter. Schon vor dem Zweiten Weltkrieg hatte er astrologische Schriften publiziert, und zeitlebens setzte er sich für eine „revidierte Astrologie“ ein.

Grundsätzlich gilt für die revidierte Astrologie Folgendes: Sie wendet sich gegen starre Deutungsregeln, Determinismus und konkrete Ereignisprognosen. Demgegenüber setzt sie eine organische Gesamtdeutung der Horoskopkräfte als Symbole psychischer Dynamik. Aussagegrenzen prägen diese Astrologie, die erkennt, dass der Mensch sich in seiner Umgebung entwickelt – oder auch nicht. Deuten kann der Astrologe nur vor dem Hintergrund der sozialen Prägung und der Lebensumstände seines Klienten. Die revidierte Astrologie hat damit die psychologische Astrologie entscheidend beeinflusst.

Rings erster Band seiner vierteiligen „Astrologischen Menschenkunde“ erschien 1956. Neben den Einflüssen der Psychologie ist dieses Werk Ausdruck seines Verständnisses des Zusammenwirkens von Psychologie, Naturwissenschaft und Philosophie. Für Ring gab es verschiedene Deutungsebenen: Er nannte sie das „allgemeine Prinzip“, die „psychische Ebene“ und die „geistige Ebene“.

Sprachlich verfügte Ring über eine große Meisterschaft, mit der er zu überzeugen wusste und Maßstäbe setzte. Seine Kosmotypen ergeben sich aus dem Zusammenwirken der Wesenskräfte (gleichbedeutend mit den Planeten). Dabei sind:

Die Sonne – Das Lebensschöpferische
Der Mond – Das Traumhafte
Der Merkur – Das Intelligenzhafte
Die Venus – Das Ästhetische
Der Mars – Das Trieb- und Dranghafte
Der Jupiter – Das Sinngebende
Der Saturn – Das Grenzsetzende
Der Uranus – Das Umschwungbewirkende
Der Neptun – Das Grenzüberschreitende
Der Pluto – Das Gestaltwandelnde

Ring verstand die Astrologie als ganzheitliche geisteswissenschaftliche Disziplin und stand zeitlebens im Austausch mit Wissenschaftlern und Intellektuellen.



In seinem Horoskop sieht man als prägende Kraft ein starkes T-Quadrat als das treibende Moment in seinem Leben. Mit dieser Verbindung mit dem Mars im 10. Haus im Brennpunkt des T-Quadrats ist Ring vorangekommen, obwohl es in seinem Leben für ihn als Astrologen und Künstler während des Nationalsozialismus harte Zeiten gab. Seine Möglichkeiten mit einer Sonne/Neptun- bzw. Sonne/Pluto-Opposition im T-Quadrat sind die eines großen Künstlers. Einer, der tief ins Unterbewusste und in Abgründe schauen kann und daraus mit den Quadraten von Sonne/Mars und Neptun bzw. Pluto/Mars einen Weg zum Antrieb im Leben findet, der ihn niemals zurückweichen lässt.