Das neue Jahr stellt immer einen Neubeginn und so passt auch die Frage, ob alles so bleiben soll wie es ist oder, ob wir etwas verändern möchten, zum Jahresauftakt.
Wir alle kennen das nagende Gefühl des Unbehagens. Eine Sache wird langweilig, gewöhnlich, nicht mehr reizvoll. Wir erleben das Leben als mangelhaft und einschränkend. Wir haben zwar noch keine Ahnung, dass etwas zu Ende geht und ein Funke eine neue Suche auslöst und doch spüren wir mit Macht, wie ein Zyklus sich vollendet.
Mit der Phase des Aufbruchs beginnt dann ein neuer Lebenszyklus. Unsere Sehnsucht wird uns bewusst und wir können aufbrechen. Die Suche beginnt. In der Phase des Wachstums wird die Suche weitergeführt. Wir sind damit vertraut, das Lebenstempo erhöht sich, bis wir ein Ziel finden. In der Phase der Ernte und Sicherung können wir das Ziel gestalten und das Erreichte sichern. Wir suchen nicht mehr und unsere Haltung wechselt im Angesicht der Sicherheit über das Erreichte zu einem freudvollem Umgang und einer kreativen Ausgestaltung des entsprechenden Themas. Am Ende dieses Zyklus folgt erneut die Phase des Mangels und der Krise, die uns in eine erneute Suchbewegung treibt.
Schon seit der Antike ist der Mensch vertraut mit diesem Rhythmus des Lebens und sucht nach philosophischen und anderen erkenntnistheoretischen Erklärungen. Zentral scheint einigen Erklärungsmodellen die Einsicht, dass das Leben in Sieben-Jahres-Zyklen verläuft. Jede dieser siebenjährigen Phasen umfasst die Elemente von Aufbruch, Wachstum, Ernte und Sicherung sowie dem Zehren vom Erreichten und dem Mangelempfinden.
Der antike athenische Dichter und Staatsmann Solon (638-558 v. Chr.) war damit vertraut und schrieb eine berühmte Elegie, in der er das Leben des Menschen in zehn Siebenjahresabschnitte, die sogenannte Hebdomaden, einteilte:
„Knabe zuerst ist der Mensch, unreif: da wirft er der Zähne
Hag, der dem Kinde entspross, von sich im siebenten Jahr.
Wenn zum anderen Mal Gott schloss die Sieben der Jahre,
Zeichen der Mannheit dann keimen, der nahenden, auf.
Während der dritten umkraust sein Kinn – noch wachsen die Glieder –
Wolliger Flaum, da der Haut Blüte im Wandel verwich.
Nun in den vierten empor zu hohem vollem Gedeihen
Reift die Stärke, in ihr zeigt was tauge der Mann.
Mit den fünften gedeiht ihm die Zeit, der Freite zu denken
Und dass in Söhnen ersteh fürderhin währender Stamm.
Während der sechsten da breitet der Geist allseits sich ins Rechte,
Nimmer zu unnützem Tun treibt ihn hinfort noch der Mut.
Sieben Siebenerjahre und acht: im vollen Gedeihen
Stehen Zunge und Geist: vierzehn an Jahren zusamt.
Noch in den neunten ist tauglich der Mann, doch lässiger zeigen
Gegen das volle Gedeihn Zunge fortan sich und Witz.
Wer in die zehnten gelangte, die zehnten nach Maßen vollendend,
Kaum zur Unzeit wärs, träf ihn die Neige des Tods.“
Quelle: gemeinfrei
Auch die Anthroposophie, die Lehre Rudolf Steiners, kennt die Einteilung in Siebenjahresrhythmen. Die Wesensglieder der Individualität eines Menschen entwickeln sich in Siebenjahresperioden. Sie sind veranlagt, Steiner sagt „verliehen“, und müssen zur Reife gebracht, Steiner schreibt „zu eigen“ gemacht werden. Ihre Ausreifung erfolgt in jeweils sieben Jahren. Mit dem Zahnwechsel um das 7. Lebensjahr zeigt sich, dass sich die Grundform des physischen Leibes gebildet hat. Mit etwa 14 ist der Mensch geschlechtsreif und der Ätherleib hat sich damit vollständig ausgebildet. Mit dem Ätherleib bezeichnet Steiner einen feinstofflichen Leib, in dem alles ineinanderfließt und der Wachstumskräfte fördert. Er steht in Analogie mit der Pflanzenwelt. Nun wird der Astralleib geboren. Über diesen Leib verfügen Menschen gemeinsam mit allen beseelten Lebewesen. Durch ihn werden Begierden und Innenleben möglich. Mit 21 erfolgt die Geburt des eigenständigen Ichs, und in drei Siebenjahresabschnitten die Arbeit an den seelischen Wesensgliedern. Danach ab 42 arbeitet der Mensch dann an den drei höheren geistigen Wesensgliedern.
Steiner geht davon aus, dass der Makrokosmos den Mikrokosmos Mensch in seiner Entwicklung beeinflusse. Den jeweiligen Entwicklungsphasen ordnet Steiner die okkulte Reihenfolge der Planeten zu. Interessanterweise ist diese mit der chaldäischen Reihe kongruent.
Nicht nur deshalb ist Steiners Entwicklungsmodell nahe an der Astrologie, die den Takt des Lebens im Siebenjahresrhythmus mit zwei hier zu erwähnenden Modellen erklären kann:
Wir kennen den Rhythmus des großen Lehrmeisters in der Astrologie. Saturn bildet im Abstand von sieben Jahren maßgebliche Transite zu seiner Geburtsstellung, die jeweils das Ende eines Zyklus einläuten und eine neue Suchbewegung auslösen. Stichwortartig sind hier die einzelnen Transite und Lebensalter sowie ihre jeweilige Bedeutung aufgelistet:
Mit 7, 36, und 65 zunehmendes Quadrat
Lebensphasen: Schulstart, Festigung im Berufsleben, Pensionierung – ein neuer Zyklus und eine aktive Zeit beginnen.
Mit 14, 43 und 72 Opposition
Lebensphasen: Pubertät, Krisen im Berufs- und Rentenleben – eine Autorität wird hinterfragt.
Mit 21, 50, und 79 abnehmendes Quadrat
Lebensphasen: Ausprobieren, Entfaltung durch gezielte und freie Anregung, neue Verantwortung, erweiterte Perspektive – Zeiten des produktiven Ertrags nach harter getaner Arbeit stehen an.
Mit 29 und 58 Konjunktion/Wiederkehr:
Lebensphasen: Realismus auf dem Prüfstand – Zeiten der Krise und Überprüfung, der Gewahr-Werdung und des Pläne-Schmiedens für den Neuanfang umgeben uns.
Quelle: http://wiki.astro.com/astrowiki/de/Benutzer:Astro-rolf
Neben dem Erklärungsmodell des Saturnzyklus kennt die Astrologie auch den Siebener-Rhythmus, der auf den Münchner Astrologen Wolfgang Döbereiner (links im Bild) zurückgeht. Zentral ist für dieses Modell der sogenannte Schicksalspunkt. Ausgehend vom AC (dem Zeitpunkt der Geburt) bewegt er sich gegen den Richtungssinn des Tierkreises durch die Häuser. Jedes Haus entspricht sieben Lebensjahren. Beginnend mit dem 12. Haus folgt die erste Phase von 0-7, gefolgt vom 11. Haus, das für die Zeit von 7-14 Jahren steht, usw.
Grundlage sind die unterschiedlich großen Placidus-Häuser, der Punkt kann ein Haus also unterschiedlich schnell durchlaufen. Jede Siebenjahresphase hat ihren eigenen Herrn. Er ist gleichbedeutend mit dem Herrscher des nachfolgenden Hauses, dem Tierkreiszeichen also, in dem die Phase beginnt. Ein Beispiel: Über die erste Phase von 0-7 Jahren herrscht der Herr des 1. Hauses, über die Zeit von 7-14 Jahren herrscht der Herr des 12. Hauses usw.
Das Döbereiner-Modell ist einfach und bringt doch frappierend schlüssige Erkenntnisse über die Entwicklung des Menschen anhand seines Geburtshoroskops. Biografische Arbeit ist damit relativ einfach möglich. Probieren Sie es an Ihrem eigenen Horoskop aus und betrachten Sie Ihre bisherigen Lebensphasen. Achten Sie bei der Analyse vor allem auf den Herrn, seine Stellung in Zeichen, Haus und seine Aspekte sowie die ausgelösten Horoskopfaktoren im angesprochenen Haus.
Die jeweiligen Jahre werden in bedeutsamer Weise von diesen Faktoren, ihrem Wachstum und Niedergang geprägt sein. Nach Ablauf der sieben Jahre machen sie Platz für eine neue Suche und einem neuem Umgang mit einem anderen Faktor.