Carl Gustav Jung war Psychoanalytiker (geboren am 26.07.1875 um 19.20 Uhr in Kesswil), begann seine berufliche Laufbahn als Oberarzt an der Psychiatrischen Klinik und Privatdozent an der Universität Zürich. Später lehrte er als Professor für Medizinische Psychologie in Zürich und Basel und eröffnete 1948 in Küsnacht das C.G. Jung-Institut. C.G. Jung verband eine jahrelange kollegiale Freundschaft mit dem Begründer der Psychoanalyse, Sigmund Freud. Freud hat Jung wohl eher als seinen zeitweiligen Lieblingsschüler betrachtet, schließlich war er der Begründer und Übervater der Psychoanalyse.Ihre Wege trennten sich später.
Jung entwickelte im Anschluss an Sigmund Freud ein begriffliches Instrumentarium, das für viele heute zur Allgemeinbildung zählt: Archetyp, Imagination, Individuation, Projektion, Schatten, Selbst, Kollektives Unbewusstes. Wenn auch viele zum genaueren Wesensgehalt der Begriffe keine klare Vorstellung haben, sind einige dieser Begriffe doch in den Alltagsgebrauch übergegangen. Abseits dieser Alltags-Banalisierung sind die Anschauungen und Erkenntnisse Jungs über die Seele und das zumeist verborgene und unbewusste seelische Erleben immer mehr Menschen zur Lebenshilfe geworden: Die Psychologie Jungs setzt dabei auf die Ganzwerdung der Persönlichkeit und die Heilung des Menschen. Jung ging es immer auch um Verstehenshilfen für gegenwärtiges seelisches Erleben.
Jung interessierte sich für esoterische und spirituelle Konzepte, schaffte Übergange zwischen der individuellen Seele und überpersönlichen Symbolsystemen der Kulturgeschichte. Davon ausgehend war er der Astrologie gegenüber aufgeschlossen, schrieb beispielsweise bereits 1911 an Freud, dass er sich ausführlich mit dieser Disziplin beschäftigt habe und vertrat später wiederholt die Ansicht, dass die Astrologie eine Wissenschaft sei und zu Unrecht von den Gelehrten verachtet werde.
Jungs Archetypenlehre ist der Ausgangspunkt für eine Neuorientierung der Astrologie nach 1945 gewesen, die die Psychologische Astrologie bis heute zur anerkannten führenden Kraft werden lässt. Führende internationale astrologische Autoren wie Liz Greene, Howard Sasportas und Karen Hamaker-Zondag sehen ihre zentralen Bezugspunkte in der Lehre Jungs.
Im Kern legte Jung dar, wie ausgehend vom kollektiven Unbewussten individuelle Symbole mit gemeinschaftlichen Symbolen zusammen fallen: So werden aus der Analyse unbewusster Kräfte im einzelnen Menschen Abbilder allgemeiner menschlicher Dispositionen klar - umgekehrt lassen sich die Ursymbole von Kulturgeschichte und Mythologie zum Verständnis individueller Seelenlagen verwenden. Die allgemeinen Symbole binden die Psyche des Menschen in kosmisches Geschehen ein.
Jung hat diese Symbole systematisiert und seine bekannte Archetypenlehre geschaffen. Die Archetypen sind Bereitschaftssysteme, die das seelische Erleben anordnen und bewirken und die Erscheinungsbilder strukturieren. Die archetypischen Bilder des Menschen tragen damit einen erheblichen Teil zur Ganzwerdung, Individuation und Selbstverwirklichung eines Menschen bei.
Kein Wunder also, dass die Archetypenlehre für moderne astrologische Deutungen ein überaus passendes Hilfsmittel ist, ist es doch genau das, was die psychologische Astrologie auch möchte: persönliches Wachstum ermöglichen. Kocku von Stuckrad schreibt in seiner "Geschichte der Astrologie" (München, 2007) über die Rezeption Jungs in der astrologischen Welt: "C.G. Jung ist auch über vierzig Jahre nach seinem Tod noch eine unhinterfragte Autorität für westliche Astrologen, die sich erstaunlich wenig für andere psychologische Traditionen und die psychologische Kritik an Jungs Überlegungen interessieren. (...) Die Bedeutung Jungs für die Astrologie des zwanzigsten Jahrhunderts kann kaum überschätzt werden. (...) Die Sprache Jungs wurde zum Esperanto der Astrologie, zu einer allgemeinen Währung, die in vielen unterschiedlichen Systemen als Zahlungsmittel anerkannt wurde."