Meist sprechen wir bei den aktuellen Transiten nur über die gesellschaftlichen Planeten Jupiter und Saturn oder die Langsamläufer Uranus, Neptun und Pluto. Doch seit einigen Jahren sammeln wir auch Erfahrungen mit den neuen Horoskopfaktoren Chiron und Lilith und erlangen zunehmendes Wissen über ihre Kräfte. Wir kennen heute die Themen recht gut, die diese Faktoren im Geburtshoroskop anzeigen oder die sie als Transit mit sich bringen und initiieren. Und doch sind diese Archetypen noch nicht in ihrer ganzen Tiefe und Komplexität ausgeleuchtet. Mit jedem neuen Umlauf durch den Tierkreis nähern wir uns ihnen mehr und mehr an.
Die Transite der Lilith folgen einem Weg, indem sie plötzlich etwas hervorbringen, umstürzen, zum Vorschein bringen, zuspitzen oder aus der Tabuzone herausholen. Ihre Transite weisen uns den Weg und zeigen Dinge auf, die wir nicht sehen wollen.
Passenderweise war Lilith schon in der Mythologie ein Schattenwesen, zugleich aber auch schön und verführerisch. Sie stand für den Tabubruch, war eine, wie man heute sagen würde, starke Frau und verließ das Paradies, in das sie nie mehr zurückkehrte. Sie blieb zeitlebens die Herrscherin der Nacht.
Die Astrologie folgt in ihrer Mehrheitsmeinung der Einschätzung, dass Lilith den erdfernsten Punkt auf der Umlaufbahn des Mondes repräsentiert, das sogenannte Apogäum. In der astrologischen Deutung bringen wir Lilith mit den Themen des Mondes in Zusammenhang, denn selbstverständlich hat sie als Teil der Mondbahn eine lunare Bedeutung. Allerdings eine, die deutlich geschwächt ist, da sie Mond-Apogäum und am weitesten von der Erde und damit auch von uns entfernt ist. Im Zentrum steht also die Frage, wo wir den Mond nur wenig spüren und kaum mit ihm in Verbindung stehen. In der Spiegelung, der Konfrontation mit dem anderen, wirken Liliths Kräfte ganz besonders. Wir sind dann ganz allein mit uns und unserem Schattenwesen. Wir empfinden keine Zugehörigkeit mehr, alte Sicherheiten lösen sich auf und wir tauchen in ungewisses und bedrohliches Fahrwasser ein.
Die Lilith bringt damit häufig Erfahrungen von Schmerz, Leid und Verwundung mit sich. Der Weg der Lilith hält jedoch zwei Seiten bereit. Eine unerlöste und eine erlöste Seite. Schaffen wir es nicht, uns mit den zunächst bedrohlichen Kräften auseinanderzusetzen, erleben wir Lilith als Verlust, Unterdrückung, Einsamkeit, Leere, Sucht und vor allem als Machtkampf mit dem, der uns den Spiegel vorhält.
Doch die Lilith wäre nicht sie selbst, wenn sie nicht auch eine ungeheure Kraftquelle darstellen würde. Haben wir die Unsicherheit überstanden, werden wir durch Lilith stärker. Dort also, wo sich das Apogäum des Mondes befindet, werden wir von Gefühlen und den Einflüssen unserer Umgebung unabhängiger und können uns wirklich frei fühlen. Erlöst trägt Lilith zur Ganzwerdung des Menschen bei. Hier liegt die große verändernde Kraft der Lilith.
Am 21. Oktober wechselt die Lilith in den Stier und bleibt dort bis zum 18. Juli nächsten Jahres. Lilith wird also Unruhe in die Bereiche des Stiers bringen: Gewohnheiten, Annehmlichkeiten und Sicherheiten. WO befindet sich das Stier-Zeichen bei Ihnen im Horoskop? In welches Haus fällt der Transit der Lilith bei Ihnen? Geraten nun Dinge, die in Ihrem Leben sicher und stabil erschienen, ins Wanken, dann könnte die Lilith maßgeblich daran beteiligt sein. Typische Themen, die uns in den kommenden neun Monaten herausfordern werden, sind Finanz- und Eigentumsfragen. Ein guter Rat kann es sein, nicht so sehr an materiellen Gütern zu haften und sich weniger mit seinem Besitz zu identifizieren. Wir könnten nun gezwungen sein, etwas abzugeben, oder Verluste erleben. Doch Lilith im Stier kann auch Fülle und Genuss schenken, wenn man sich nicht an Besitz klammert, sondern diesen als Geschenk betrachtet, den man auch wieder loslassen kann.
Haben Sie Geld und Besitz bisher zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt, werden Sie unter dem Lilith-Transit im Stier wahrscheinlich gezwungen sein, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen. Befreien Sie sich aus unguten Abhängigkeiten und werden Sie finanziell unabhängiger.
Auch der menschliche Körper, der Leib, rückt in den nächsten neun Monaten verstärkt ins Zentrum unserer Aufmerksamkeit. Es lohnt sich, diesem nun mehr Beachtung zu schenken und nicht erst durch eine gesundheitliche Krise darauf hingewiesen zu werden.