Derzeit sind wir auf dem Höhepunkt der saisonalen Finsternis-Zeit angekommen. Mit Finsternis ist nicht das nachlassende Tageslicht im Herbst gemeint, sondern die augenblickliche Ballung von Finsternis-Ereignissen mit einer Sonnenfinsternis am 25. Oktober und einer Mondfinsternis am 8. November. Diese Ballung erfolgt ungefähr alle sechs Monate mit entsprechenden Auswirkungen für die Zeit bis zur nächsten Finsternis-Phase etwa sechs Monate später.
Finsternisse finden ungefähr alle 18,5 Jahre im selben Bereich des Tierkreises statt. Daher werden sie in sogenannten Saros-Zyklen zusammengefasst, gemeinsamen Familien, die mehrere tausend Jahre umfassen. Das mundane Thema ergibt sich aus dem Anfangshoroskop des jeweiligen Zyklus. Wir ordnen die derzeitigen Finsternisse der Saros-Serie 6 Süd zu. Das Anfangsdatum für den Zyklus der Sonnenfinsternis ist der 6.3.1049, das für die Mondfinsternis ist der 13.4.1680.
Die Besonderheit, dass der Mensch diese astronomischen Ereignisse mit bloßem Auge erkennen kann, hat in der Geschichte der Menschheit ihre Wirkung hinterlassen. Wenn die beiden Lichter sich verfinsterten, galt dies als Zeichen für bevorstehende schlimme Ereignisse. Dabei betrafen die Mondfinsternisse eher die Heimsuchung des Volkes, die Sonnenfinsternisse dagegen die der Herrscher. Vor diesem Hintergrund darf man sich nicht wundern, dass auch heute noch die Angst vor den Wirkungen der Finsternisse recht verbreitet ist. Dabei gehen wir in der astrologischen Deutung weder von einer einseitig positiven noch von einer einseitig negativen Wirkung aus.
Jede Finsternis bringt ein eigenes, spezielles Thema mit sich. Die Spanne der möglichen individuellen Auswirkungen ist groß: Sie kann segens- und erkenntnisreich sein, oder sie führt uns vor Augen, dass Mängel und Fehler im Leben korrigiert werden sollten. Man könnte die Wirkung von Finsternissen mit der Wirkung von Pluto vergleichen. Zwar war der Planet in der klassischen Astrologie noch nicht bekannt, aber vielleicht füllten die Wirkungen der Finsternisse gerade deshalb die bestehende Lücke im astrologischen Deutungsspektrum aus. Finsternisse sind meist intensiv und können dadurch transformierend wirken. Alles ist dabei möglich: positive und negative Wandlung, Niedergang und große Erfolge. Alle jedoch zeigen Ihnen, was in Ihrem Leben ein Schattendasein fristet und gesehen werden will.
Aus dem Anfangshoroskop der derzeitig wirksamen Sonnenfinsternis vom 6.3.1049 zeigt sich eine Thematik, die etwas mit dem rückläufigen Mars in gradgenauer Opposition zum Pluto zu tun hat. Die Venus steht in recht genauer Konjunktion zum Neumond. Symbolisch steht das Ganze für Kraft und eine anpackende Haltung, die von großer Leidenschaft hin bis zur Besessenheit getragen sein kann. Intensive Gefühle kommen plötzlich auf und nähren sich durch eine romantische Sehnsucht. Krieg und Frieden sind unmittelbar damit verbunden. Standpunkte wollen durchgesetzt werden und Maßlosigkeit bricht sich Bahn.
Interessanterweise ist der zentrale Bezugspunkt für die astrologische Deutung von Finsternissen immer noch das zweite Buch der „Tetrabiblos“ (= ein aus vier Büchern bestehendes Werk) von Ptolemäus. Ptolemäus schuf mit den „Tetrabiblos“ das systematische astrologische Grundlagenwerk, das in vielen Teilen die Zeiten überdauert hat.
Hier einige Grundregeln für die Deutung:
Sonnenfinsternisse wirken stärker als Mondfinsternisse. Ihre Wirkung ist konkreter und zeigt sich in offensichtlicheren Ereignissen.
Je stärker die Verfinsterung, desto deutlicher ist ihre Wirkung.
Schauen Sie auf die Beteiligung starker Aspekte an der Finsternis, dann wird ihre Wirkung umso stärker und länger sein.
Auf welchem Tierkreisgrad steht das verfinsterte Licht (Sonne bzw. Mond)? Das wichtigste Element für ihre Deutung ist der Finsternis-Grad mit den ihn begleitenden Konstellationen.
Die Mundanastrologie betrachtet die Finsternisse in ihrer Wirkung als Einzelhoroskop. In der individuellen Betrachtung sollte man das Finsternis-Horoskop in Bezug zur Radix der betrachteten Person setzen, um zu erkennen, welche Wirkung sich im Leben dieses Menschen zeigt. Entscheidend ist dabei, welche Konstellationen der Finsternis-Grad in diesem Fall berührt.