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Teil 8 unserer Serie zum Thema Heilkräuterkunde und Astrologie:  Der Uranus und das drüsige Springkraut
Kräuterserie

Teil 8 unserer Serie zum Thema Heilkräuterkunde und Astrologie: Der Uranus und das drüsige Springkraut

von Anita Conrad, Diplom-Biologin

Konnte ich mich bei den Planeten Sonne bis Saturn noch auf die alten Gelehrten beziehen, betrete ich mit Uranus sozusagen Neuland. Paracelsus hat uns gezeigt, welche Organe den einzelnen Planeten zugeordnet wurden. Wir haben bei der Saturn-Pflanze Beinwell aber auch gesehen, dass man Saturn nicht nur der Milz, sondern auch den Knochen zuordnet. Die modernen Kräuterkundigen scheinen um Uranus einen Bogen zu machen. So fand ich in der Literatur zwar einiges über Neptun- und Pluto-Kräuter, aber auch Wolf-Dieter Storl und Susanne Fischer-Rizzi schweigen sich über Uranus aus. Was also tun? Als Wassermann liegt mir Uranus naturgemäß besonders am Herzen. Also begann ich ganz uranisch, einer plötzlichen Eingebung folgend, das Pferd von hinten aufzuzäumen und mich einer Pflanze zuzuwenden, die mich nicht nur fasziniert, sondern die ich ganz intuitiv und spontan dem Uranus zusprach.

Das drüsige Springkraut ist ein sogenannter Neophyt. Ursprünglich im Himalaya zu Hause, wurde es 1830 in England eingeführt und eroberte von dort aus den Rest Europas. Man findet es in Fluss- und Bachtälern, auf feuchten Wiesen und an Waldrändern (1). Als ich nach Jahrzehnten in das Tal meiner Kindheit zurückkehrte, bot sich mir ein völlig neues Bild: Überall am Bach wuchs das drüsige Springkraut. In meiner Kindheit hatte es dies dort noch nicht gegeben – ein für mich einschneidender Beweis für den Ausbreitungsdrang der Pflanze.

Zuordnung

Beim drüsigen Springkraut handelt sich um ein einjähriges, saftiges Kraut, das in der ersten Jahreshälfte einen zarten, ja fast kärglich anmutenden Eindruck macht. Erst nach der Sommersonnenwende schießt es plötzlich in die Höhe und verzweigt sich. Es hat glasige, rötliche Stängel, aus deren Knoten Wurzeln treiben können, wenn es umknickt. Schön blüht das Springkraut rosarot bis in den Herbst hinein. Die Blüten haben dabei die Form einer Kappe mit Sporn. Es ist wunderschön, ja prächtig anzuschauen, doch für manche stellt es eine Bedrohung dar. Ja, man spricht von einer „Überfremdung“ der heimischen Flora (1). Als Wassermann bin ich Fremdem gegenüber sehr aufgeschlossen, und dieser Fremdling machte mich neugierig. Wofür mag es gut sein? Warum taucht es so plötzlich überall auf?

Das drüsige Springkraut ist eine Verwandte unseres heimischen Springkrauts, des Impatiens noli-tangere oder „Rühr mich nicht an“. Ich habe es als Kind geliebt, die spindelförmigen Samenkapseln zu berühren, die dann manchmal urplötzlich explodierten und die Samen in alle Himmelsrichtungen schleuderten. So verfuhr auch seine große Verwandte und hat es auf diese Weise geschafft, Europa zu erobern. Dieses plötzliche Auftauchen überall in Europa, diese explosionsartige Vermehrung finde ich allein schon recht uranisch.

Wenden wir uns jetzt der Frage zu, welche körperlichen Entsprechungen man für Uranus findet. In den Schlüsselworten zur Astrologie (2) finden wir als körperliche Entsprechung das Nervensystem. Das kann ich nachvollziehen. War ich doch als Kind übernervös und kenne auch einige kleine zappelige, ungeduldige ‒ heute würde man wohl von hyperaktiven sprechen ‒ Wassermänner. Mein allererstes Astrologie-Buch von Michael Roscher (3) geht noch weiter: Nicht nur das Nervensystem, auch die Schilddrüse wird hier erwähnt. Ist nicht gerade die Schilddrüse dafür zuständig, dass man entweder extrem träge (bei Unterfunktion) oder überaktiv (bei Überfunktion) werden kann? Doch wofür ist das dann das Impatiens gut?

Verwendung

Die normalen Heilkräuterbücher helfen da nicht weiter. Da fällt mir ein, wo ich das Impatiens kennengelernt habe: Es ist eine Bachblüte! Bachblüten heißen so, nicht weil sie am Bach wachsen, sondern weil Edward Bach ihre Heilwirkung entdeckt hat. Die Bachblütentherapie wurde von Edward Bach in den 30er Jahren entwickelt. Er entdeckte eine neue (!) Ebene der Pflanzenheilkunde. So wie Uranus hinter der Schwelle des Saturn der erste transsaturnische Generationsplanet ist und wir eine neue Ebene betreten, tun wir dies nun auch in der Pflanzenheilkunde. Bach stellte Blütenessenzen her, mit denen er nicht körperliche Leiden, sondern „seelische Zustände“ des Menschen behandelte. Er betrachtete die Blütenessenzen als Hilfsmittel zur Selbsterkenntnis. Die zweite Pflanze, die er entdeckte, war das Impatiens. Hier ging es für ihn darum, die eigene Ungeduld, alles schnell und ohne Zögern tun zu wollen, in gesunde Bahnen zu lenken. Das heißt, aus Ungeduld, Voreiligkeit und Gereiztheit wird im positiven Sinne schnelles Handeln und Denken, welches mit Geduld, Zartheit, Vergebung und Sanftmut einhergeht (4).

Edward Bach und auch Scheffer/Storl ordnen das Impatiens gemäß den alten Gelehrten dem Merkur zu (1,4). Doch wie schreibt Stephen Arroyo: „In der alten Astrologie war der Planet Merkur als Götterbote bekannt (...) Natürlich wussten die alten Astrologen nichts von der Existenz des Uranus. Dennoch sahen viele der alten Alchemisten eine kreative Funktion, die tiefer (oder höher) war als die Ebene des rationalen Verstandes, die in der modernen Astrologie die primäre Bedeutung des Merkur darstellt. Diese Alchemisten assoziierten diese kreative Aktivität mit der okkulten Bedeutung des Merkur als Vereiniger von Gegensätzen. Aus unserer modernen Perspektive heraus mögen wir uns fragen, ob sie sich vielleicht auf die Funktion des Uranus bezogen, aber kein planetarisches Symbol hatten, um auszudrücken, was sie erfuhren (5).“ Wir haben dieses Symbol jedoch inzwischen, deshalb ordne ich das Impatiens dem Uranus zu.

Zum Abschluss gibt es diesmal keine Rezepte, sondern die Empfehlung, sich mit den Bachblüten von Edward Bach zu beschäftigen.

Quellen

(1) Mechthild Scheffer/Wolf-Dieter Storl: Das Heilgeheimnis der Bachblüten, 1991

(2) Hajo Banzaf/Anna Haebler: Schlüsselworte zur Astrologie, 1997

(3) Michael Roscher: Das Astrologiebuch, 1989

(4) Edward Bach: Blumen, die durch die Seele heilen, 1980

(5) Stephen Arroyo: Astrologie, Karma und Transformation, 1989


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