von Anita Conrad, Diplom-Biologin und Astrologin
Während die Entscheidung beim Sonnen- und beim Mondkraut noch leicht ist, wird es beim Merkur-Kraut dann schwierig. Merkur-Kräuter wachsen schnell, so wie Mondkräuter. Sie präsentieren sich oft mit schillernden glänzenden Blüten, die allerdings kaum duften, und häufig auch mit gefiederten Blättern. Sie wirken heilend auf die Sprechorgane, auf die Nerven und die Lunge. So heißt es in der alten klassischen Einteilung. Diese berücksichtigt die Planeten Sonne bis Saturn. Will man Uranus, Neptun und Pluto mit einbeziehen, ordnet man Uranus eher dem Nervensystem zu, Merkur hingegen den Sprechorganen und der Lunge.
Der Volksmund hat dem Huflattich viele unterschiedliche Namen gegeben:
- Hufblatt oder Rosshuf wegen der Form der Blätter.
- Märzblume und Sonnentürlein, weil er schon im März blüht.
- Hustenkraut, Hustenblätter und Brustblümle, weil er ein hervorragendes Hustenkraut ist.
- Flatschkraut, Brandblätter und Heilblätter, weil man das Blatt auf Brandwunden, Geschwüre oder offene Wunden legt.
- Tabaksblatt, da er als Tabakersatz geraucht wird.
- Schließlich auch noch Zundblättchen, da man die getrockneten, filzigen Blätter als Zunder benutzen kann (1).
Aussehen
Der Huflattich ist ein hervorragendes Lungenheilmittel. Sehen wir jedoch die Blüte, denken wir sofort an eine kleine Sonne. Deshalb ordnet man ihn der Sonne und dem Merkur zu (1),(2). Bei Culpeper gibt es allerdings auch eine Zuordnung zur Venus. Sonnenkräuter haben strahlende, oft goldgelbe und aromatisch duftende Blüten. Sie wachsen beständig, krönen ihr Wachstum mit der Blüte und folgen hiermit dem Jahreslauf. Viele wenden die Blüten auch mithilfe der Sonne an. Sie wirken in der Regel auf das Herz und bringen auch oft, wie das Johanniskraut, „die Sonne ins Herz“, erhellen also das Gemüt. Als Lungenheilmittel ist Huflattich also eher ein Merkur-Kraut.
Seine Blüten, die wie kleine Sonnen aussehen, duften leicht nach Honig und verfügen über eine Eigenart, die den Huflattich von den meisten anderen Blütenpflanzen unterscheidet. Sie erscheinen im zeitigen Frühjahr, meist im März, manchmal aber sogar schon im Februar und zwar vor den Blättern: „Filius ante patrem“ (der Sohn kommt vor dem Vater) nannte man deshalb den Huflattich im Mittelalter, Die Blütenstiele entspringen direkt den Wurzeln und erst wenn sie verblüht sind, erscheinen im Frühsommer die Blätter. Sie sind wie Pferdehufe geformt und jung filzig-weiß behaart.
Huflattich ist eine kalk-liebende Ruderalpflanze, erscheint also am liebsten auf aufgewühltem Boden oder an Wegesrändern. Er wächst massiv auf zinkhaltigem Boden, reichert dann auch Zink an, weshalb er eine wichtige Zeigerpflanze für den Bergbau war. Außerdem enthält er Schleimstoffe, Gerbstoffe, Bitterstoffe und einen hohen Anteil an Mineralien wie Kalium, Natrium, Kalzium, Magnesium, Eisen, Phosphor, Schwefel und Kieselsäure.
Wirkung
Auffällig ist der hohe Salpetergehalt in der Asche der verbrannten Pflanze. Dieser scheint den Huflattich schon früh zu einer bekannten Hustenpflanze gemacht zu haben. Dioskurides, Plinius und Galenus empfahlen, den Rauch der angezündeten Blätter bei Husten und Schweratmigkeit einzuatmen. Zudem gibt es den alten Brauch, bei Asthma und Bronchitis Huflattichblätter zu rauchen. Auch der lateinische Gattungsname Tussilago weist auf seine spezifischen Heilkräfte hin. Er leitet sich vom lateinischen tussis = Husten und agere = vertreiben ab (2).
Huflattich gehört zu den sogenannten Schleimdrogen. Diese werden besonders im Bereich der Schleimhäute verwendet, denn sie legen eine dünne Schicht über Haut und Schleimhaut und schützen diese so. Sie vermindern die Schmerzempfindlichkeit und bringen Entzündungen schneller zum Abklingen. Huflattich ist außerdem auswurffördernd und reizmildernd bei Reizhusten, Bronchitis und chronischen Lungenleiden, Asthma, Brustfellentzündung, Staublunge, Raucherhusten und Magen- und Darmentzündung. Er erleichtert das Abhusten von zähem Schleim. Der frische Saft oder die zerquetschten Blätter wirken wundheilend bei Akne. Ein Umschlag aus den frischen Blättern hilft auch bei Venen- und Gelenkenzündungen. Bei Kopfschmerzen kann man sich die Blätter auf die Stirn legen.
Praktische Tipps
Man kann Huflattich als Tee zubereiten oder aus den Blättern einen Sirup herstellen. Der Tee kann aus den Blättern oder den Blüten zubereitet werden. Die Blüten sammelt man kurz nach dem Aufblühen und trocknet sie vorsichtig im Schatten. Die Blätter werden im Frühsommer gesammelt und vor dem Trocknen kleingeschnitten. Der Tee wird aufgebrüht und 10 min ziehen gelassen. In der Wildkräuterküche kann man Huflattichblätter auch als Gemüse nutzen, besonders zu Kartoffeln, bspw. im Kartoffelbrei, oder ihn wie Weinblätter verwenden.
Literaturangaben:
(1) Wolf-Dieter Storl: Mit Pflanzen verbunden
(2) Susanne Fischer-Rizzi: Medizin der Erde