Spätestens im Hochsommer merken wir, was solare Kraft bedeutet. Die Sonne versorgt uns mit Licht und Wärme, für den einen oder anderen momentan vielleicht mit allzu viel davon. Sie sorgt für Werden und Gedeihen auf unserem Planeten. Für das Leben auf der Erde ist sie die zentrale Kraft. Die Sonne hat immense Kräfte und so kann sie auch zerstören, wenn sie ein Zuviel ist. Die Sonne bestimmt unseren Takt des Lebens, im Winter fehlt sie oftmals und alles ist etwas beschwerlicher. Im Frühjahr und Sommer wiederum schenkt sie neue Kraft ‒ wir „tanken“ Sonne, sagen wir dann. Über unsere Haut nehmen wir Sonnenstrahlen auf. In Maßen genossen regt sie die körpereigene Produktion von Vitamin D an und schützt uns damit vor vielen Krankheiten.
Die Menschen haben die Sonne von alters her verehrt. Antike Monumente, Tempel und eigene Sonnenobservatorien zeugen vom Wissen über die Heilkraft der Sonne und dem Drang, mehr über das Wesen des Lichts zu erfahren.
Auch in der Astrologie ist die Sonne das zentrale Urprinzip, das Zentrum des Menschen. Wir handeln aus unserem Selbst, aus unserer Mitte heraus. Tun wir das nicht, dann fühlen wir uns wie in einem dunklen Winter, in dem die Sonne fehlt. Wir stellen unser Selbst hinten an und strahlen nicht. Natürlich gibt es auch die übersteigerte Form des Selbst, ein Zuviel des Ego. Dann verbrennt die Kraft der Sonne alles um sich herum, wie an einem viel zu heißen Hochsommertag.
Marianne Richardson hat dazu ein paar schöne Zeilen geschrieben und uns damit vor Augen geführt, was es bedeutet, sein Sonnenzeichen zu entwickeln:
"Unsere tiefgreifende Angst ist es nicht,
dass wir ungenügend sind.
Unsere tiefgreifende Angst ist,
über das Messbare hinaus kraftvoll zu sein.
Es ist unser Licht, nicht unsere Dunkelheit,
die uns am meisten Angst macht.
Wir fragen uns, wer bin ich, mich brillant,
großartig oder fantastisch zu nennen?
Aber wer bist Du, Dich nicht so zu nennen?
Du bist ein Kind des Lichtes.
Sich selbst klein zu halten, dient nicht der Welt.
Es ist nichts Erleuchtetes daran, sich so klein zu machen,
dass andere um Dich herum sich unsicher fühlen.
Wir sind alle dazu bestimmt zu leuchten, wie es die Kinder tun.
Wir sind geboren worden,
um den Glanz des Lichtes,
welches in uns ist, zu manifestieren.
Es ist nicht nur in einigen von uns, es ist in jedem Einzelnen.
Und wenn wir unser eigenes Licht
erscheinen lassen,
geben wir unbewusst anderen Menschen
die Erlaubnis, dasselbe zu tun."
Unter vielen Menschen verbreitet ist die Ansicht, wir hätten ein „Sternzeichen“, und ein Löwe, ein Wassermann oder Krebs besäße einen dementsprechenden Charakter. Sie wissen nicht darum, dass es unsere eigentliche Lebensaufgabe ist, zu dem zu werden, was wir sind. Wir müssen unsere Sonne tatsächlich erst zum Strahlen bringen. Es geht zeitlebens darum, unsere Individualität zu entwickeln. Der Prozess der Entfaltung der Fähigkeiten und Talente unseres Sonnenzeichens ist niemals abgeschlossen.
Ein wichtiger astrologischer Hinweis: Schauen Sie auf den Saturn, wenn Sie die Sonne betrachten. Die beiden Kräfte sind nie unabhängig voneinander zu sehen. Es geht um die Entwicklung einer klar definierten Identität, einer bewussten Ich-Kraft. Die wichtigste Funktion des Saturns liegt darin, die Sonne an die Zügel zu nehmen und zu definieren. Saturn ist der Regent der Sonnenstrahlung, des Ichs und des tieferen Selbst, der diesem eine Identität gibt, es durch klar umrissene Kanäle leitet, die uns schließlich erst zu einer Persönlichkeit machen. Liz Greenes Aussage, Saturn und Sonne lägen unabhängig davon, ob sie einen Aspekt bildeten, immer miteinander im Kampf, zeigt, dass unser saturnisches Über-Ich uns immer wieder mit Regeln konfrontiert, die nicht aus uns selbst heraus kommen. Von daher ist Saturns Rolle bei der Ich-Entwicklung die des Hüters und Richters. Saturn und Sonne befinden sich im Kampf um ein funktionierendes Gleichgewicht zwischen roher Kraft und reifer Kontrolle.
Die Lösung besteht darin, den Saturn und die Sonne in einen positiven Kontakt zueinander zu bringen. Saturn kann positiv genutzt werden, um zum „Architekten“ der eigenen Identität zu werden. Dann schwindet nach und nach die innere, typisch saturnische Unsicherheit. Der Horoskopeigner kann sich endlich von seinem inneren Zensor verabschieden. Es entsteht Raum für ein stabiles Ich-Gefühl und die Zuversicht, dass Ziele mit der Zeit immer leichter erreicht werden können. Und zwar deshalb, weil Anstrengung (Saturn-Prinzip) beginnt, Spaß (Sonnen-Prinzip) zu machen.