Der November bringt einen Stimmungswandel. Die Farben des Herbstes weichen dem Grau und dem Nebel, das Außen zieht sich zurück – und wir mit ihm. Es ist eine Zeit, in der sich der Blick eher nach innen wendet. Viele Menschen empfinden in diesen Wochen ein tieferes Bedürfnis nach Besinnung, vielleicht auch nach Trost.
In dieser Jahreszeit begegnet uns das Thema Abschied auf vielen Ebenen. Das Licht schwindet, der Alltag wird langsamer, und in den Gedenktagen des Monats erinnern wir uns an die Vergänglichkeit allen Lebens. Auch in der astrologischen Praxis taucht dieser Themenkomplex immer wieder auf – nicht um Angst zu schüren, sondern um Sinn zu erschließen.
Worum es dabei geht, wie die astrologische Symbolsprache Wandlung, Endlichkeit und Reifung deutet, und warum gerade jetzt eine gute Zeit ist, inneren Fragen Raum zu geben, zeigt dieser Text.
Im November wird es düsterer. Der Herbst verabschiedet sich langsam mit seinem bunten Farbenspiel, das Laub fällt, die Tage werden kürzer und das Licht nimmt ab. Viele Menschen verbinden diesen Monat mit Nebel, Nässe und einer klammen, stillen Atmosphäre.
Und doch birgt dieser Monat mit seiner verhaltenen, oft introvertierten Qualität eine gewisse Trostkraft. Er lädt dazu ein, innezuhalten und derer zu gedenken, die vor uns gegangen sind. Der November ist traditionsgemäß ein Monat des Erinnerns: Allerheiligen zu Monatsbeginn, später dann der Volkstrauertag sowie der Totensonntag schaffen öffentliche Räume für das kollektive Gedenken.
Gleichzeitig begegnen viele Menschen in dieser Zeit auch ihrer eigenen Verletzlichkeit. In Zeiten globaler Krisen rückt die Angst vor Krankheit und Sterblichkeit stärker in unser Bewusstsein. Auch wenn viele Infektionen glimpflich verlaufen, bleibt ein Gefühl der Unsicherheit. Was uns hier wirklich erschüttert, ist nicht die konkrete Gefahr allein, sondern die Konfrontation mit dem Thema Tod – einem Thema, das in unserer Kultur oftmals tabuisiert ist.
Auch innerhalb der Astrologie wird der Tod selten offen thematisiert, insbesondere nicht im Sinne einer Vorhersage. Und doch spielt er eine Rolle. Menschen suchen astrologische Beratung häufig in Lebenskrisen – Verlust, Wandel, Abschied. Das Sterben ist darin eine reale Begebenheit, die uns alle betrifft.
Die astrologische Beratung kann helfen, dem Tod seine Schrecken zu nehmen. Der antike Philosoph Cicero sah die Philosophie als eine Übung im Sterben. Auch das astrologische Gespräch ist letztlich ein Prozess des Sinnsuche: Warum trifft mich dieses Ereignis? Was will es mir sagen? Wohin führt mich mein Weg?
In der psychologischen Astrologie begreifen wir jede Konstellation als Entwicklungsaufgabe. Wie jemand seine astrologischen Anlagen lebt, beeinflusst auch, wie er mit Endlichkeiten umgeht. Während ein Mensch an einem Schicksalsschlag zerbricht, wandelt ein anderer dieselbe Erfahrung in innere Reifung.
In der astrologischen Praxis lassen sich bestimmte Faktoren identifizieren, die in Zusammenhang mit Tod und Transformation stehen:
1. Pluto symbolisiert in der Astrologie das Prinzip tiefgreifender Veränderung. Seine Transite bringen Wandlung, Loslassen und Abschied. Auch das achte Haus, das traditionell mit Tod, Sexualität und Transformation verbunden ist, liefert wichtige Hinweise.
2. Die Mondknotenachse weist auf Lebensthemen und Entwicklungslinien hin. In Zeiten des Abschieds finden sich häufig markante Auslösungen durch Transite zu den Knoten.
3. In der klassischen Astrologie wird das Konzept des Hylegs verwendet, um Hinweise auf Vitalität und Lebensdauer zu gewinnen. Es basiert auf einer komplexen Gewichtung astrologischer Faktoren bei der Geburt und wird im Rahmen der klassischen astrologischen Beratung gelegentlich herangezogen.
Obwohl sich aus astrologischer Sicht keine konkrete Aussage über den Zeitpunkt des Todes treffen lässt, bleibt die Auseinandersetzung mit diesem Thema wertvoll. Es geht nicht um Vorhersage, sondern um ein tieferes Verständnis für den Kreislauf des Lebens und die individuelle Bedeutung von Abschied, Wandel und innerer Reifung.



